Viele Paare erleben es als belastend, wenn die Lust auf Sex von einem oder beiden Partnern weniger wird oder gar ganz erlischt.
Viele wünschen sich wieder ein Zurück zum Beginn der Beziehung. Zurück in die Phase, in der es so leicht war, den oder die andere zu begehren. In der es so leicht war, die Initiative zu ergreifen. Doch manchmal ist allein die Vorstellung daran, die Initiative zum Sex zu ergreifen, eine so große Hürde, dass sie lieber gar nichts machen.
In diesem Beitrag stelle ich dir eine Möglichkeit vor, wie du wieder körperliche Intimität erleben kannst - in Form von Slow Sex.
Was ist Slow Sex?
Slow Sex ist nicht, wie man vermuten könnte, Sex im Schneckentempo. Slow Sex setzt darauf, Muster zu durchbrechen, die es manchen Menschen schwer macht, Sex haben zu wollen.
Beispielsweise wird beim Slow Sex bewusst auf den Orgasmus verzichtet. Auch Lust ist keine Voraussetzung oder Bedingung, Slow Sex zu erleben. Absichtslosigkeit ist das absolute Leitmotiv im Slow Sex. Denn es geht darum, bewusst zu erleben und nichts zu müssen. Noch nicht einmal den Penis in die Vagina einführen.
Es geht also um körperliche Nähe und Intimität.
Gewinn durch Absichtslosigkeit
Das hört sich vielleicht ein wenig langweilig an und wenn man es heiß und leidenschaftlich liebt, dann ist Slow Sex durchaus eine große Umstellung. Doch ich erzähle dir gerne, wieso ich Slow Sex als wertvolle Ergänzung für ein langfristiges Sexleben empfinde.
In meinen Augen ist es eine sehr empfehlenswerte Ergänzung für quasi jedes Schlafzimmer. Vor allem in längeren Beziehungen oder dann, wenn man Lust auf Intimität hat, aber beide keine Lust auf große Action.
Ich finde es auch super geeignet dafür, als Paar Routinen zu durchbrechen. Vor allem, weil wir immer wieder dazu neigen, genau das gleiche in 2 Variationen im Bett zu betreiben. Sich und dem Partner/der Partnerin jedoch auch die Chance zu geben, sich in Zeitlupe neu oder anders zu erleben, das kann ein wirklicher Gewinn sein.
Das ermöglicht Slow Sex auch dadurch, dass es kein definiertes Ziel gibt. Denn während die meisten mit dem Sex aufhören, wenn der Orgasmus da ist und der oder die andere manchmal das Gefühl hat, dass er oder sie das Ziel verfehlt hat, darf Slow Sex so lange dauern, wie beide mögen. So lange es sich gut anfühlt, seid ihr auf dem richtigen Weg.
Für wen ist Slow Sex besonders geeignet?
Auch wenn ich Slow Sex allgemein als ein Zugewinn in Partnerschaften empfinde, möchte ich hier auf ein paar Chancen des Slow Sex hinweisen. Denn diese Sexualpraktik bietet in manchen Situationen und für manche Umstände einfach die idealen Rahmenbedingungen.
Für Menschen, die wenig Lust auf Sex haben
In meinen Coachings und in meinen Lust-Projekt Gruppen kommt es immer wieder vor, dass Slow Sex ein wichtiger Zugang zur körperlichen Nähe bilden kann. Gerade dann, wenn es dir schwer fällt wieder intime Körperlichkeit zuzulassen, kann Slow Sex eine Brücke für mehr Sex in eurer Beziehung sein.
Das liegt daran, dass es für Slow Sex nicht relevant ist, ob du schon davor heiß bist und ob du so richtig Lust entwickeln kannst. Denn es geht nicht darum. Damit ist Slow Sex eine Möglichkeit, körperliche Intimität wieder aufzubauen, während du deine Unlust besser verstehst. Oder sie ist die Möglichkeit, überhaupt Lust auf Sex zu bekommen. Denn bei manchen Menschen passt das klassische Bild von Sex nicht zu ihrer Sexualität und Slow Sex passt vielleicht viel besser.
Für Menschen, die unter sexuellen Funktionsstörungen Leiden
Welch Unterüberschrift... Ich drösle gerne auf, was du darunter verstehen kannst.
Bei Männern sind die häufigsten Funktionsstörungen Erektionsschwierigkeiten, frühzeitige Ejakulation, Orgasmusprobleme oder verminderte Lust auf Sex.
Bei Frauen sind die häufigsten Funktionsstörungen Orgasmusprobleme, Schmerzen, wenn der Penis eingeführt wird (Vaginismus und andere Beschwerden) oder verminderte Lust auf Sex.
Dadurch, dass es bei Slow Sex nicht um die Penetration geht und auch nicht um den Orgasmus, kann diese Sexpraktik wunderbar genossen werden, wenn bei einem der Partner, Sex im konventionellen Sinn nicht so ohne weiteres möglich ist.
Für Menschen, die Leistungsdruck empfinden
Häufig berichten mir Klienten, die unter Lustlosigkeit leiden auch, dass sie sich unter Druck fühlen, "abliefern" zu müssen. Egal, ob es jetzt der Druck ist, den anderen befriedigen zu müssen oder ob es darum geht, dass der oder die andere erwartet, dass man einen Orgasmus haben muss.
Die Idee vom Performance- und Leistungsdruck kann über Slow Sex abgebaut werden und dennoch bleibt die Körperlichkeit Teil der Partnerschaft.
Einmal Slow Sex - immer Slow Sex?
Viele Menschen tun sich schwer mit der Vorstellung, beim Sex auf Orgasmus und Leidenschaft zu verzichten. Das kann ich gut verstehen. Manche meiner Klienten fragen mich dann auch, ob sie dann immer nur noch Slow Sex haben müssen.
Ich bin der Meinung, dass Slow Sex eine gute Ergänzung oder ein erster Schritt zurück ins partnerschaftliche Sexleben sein kann. Doch es gibt Paare, für die Slow Sex genau das ist, wonach sie immer gesucht haben.
Es gibt hier kein richtig oder falsch. Ich denke, es kommt sehr darauf an, weshalb man sich für Slow Sex entscheidet. Was daraus entsteht, wie viel Slow Sex und wie viel anderen Sex man in der eigenen Partnerschaft oder außerhalb der eigenen Partnerschaft hat, das kommt immer auf das Bedürfnis der Personen an, die Sex miteinander haben.
Slow Sex - der Heilsbringer?
"Wird dann alles wieder gut, wenn wir Slow Sex haben?" Die Frage hat mir vor ein paar Wochen ein Mann gestellt, dessen Frau so gar keine Lust mehr auf Sex hat.
Ganz ehrlich? Slow Sex kann ein Türöffner sein. Er kann auch ein Neustart sein. Doch Slow Sex ist kein Garant dafür, dass alles wird wie "früher". Und tatsächlich empfehle ich eher, Slow Sex als
neue Erfahrung zu betrachten, die nirgendswo hinführen muss. Ob ein Aufleben des früheren Sexlebens möglich ist, hängt stark von vielen Faktoren ab. Deshalb lohnt sich die Reise in ein
anderes Feld der Sexualität dennoch allemal.
Und wenn du nun neugierig geworden bist oder du denkst, dass Slow Sex ein Teil deiner Lösung sein kann, dann empfehle ich dir von Herzen den Online-Kurs von Yella Cremer. Sie ist Expertin für Slow Sex und hat den Kurs liebevoll aufbereitet und gestaltet.