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Was kann ich gegen Eifersucht tun?

Eifersucht und Kontrolle
Bild: www.istock.com von andresr

Eifersucht ist für die meisten ein echt ätzendes Gefühl. Während die einen sich jedoch nichts anmerken lassen, rasten andere aus, können nicht mehr schlafen, essen oder arbeiten. 

 

Manche romantisieren Eifersucht und beharren darauf, dass sie sogar dazu gehört, wenn man jemanden liebt. Und wer die Eifersucht dazu nutzt, sich ins Zeug zu legen, dem sei diese Überzeugung gegönnt. 

 

Viel zu häufig ist Eifersucht jedoch der Grund, weshalb Beziehungen eintönig, einengend und frustrierend werden. Eifersucht oder die Angst vor Eifersucht zementiert Routinen und lässt oft wenig Raum für Varianz.

Wie kann man also mit Eifersucht umgehen?

 


Was ist Eifersucht?

Eifersucht setzt sich aus vielen unterschiedlichen Facetten zusammen und ist deshalb für viele Menschen nicht so einfach zu beschreiben. Sie ist nicht nur einfach ein Gefühl, sondern ein Gemisch aus vielen unterschiedlichen Gefühlen und Gedankenmustern.

 

Die meisten Menschen beschreiben Eifersucht mit folgenden Punkten:

  • sich verletzt fühlen
  • Angst davor haben, den/die Partner/in zu verlieren
  • Wut oder Hass gegenüber dem/der Partner/in oder einer 3. Person
  • Misstrauen gegenüber dem/der Partner/in
  • Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle
  • Scham oder das Gefühl der Ehrverletzung

Das zeigt sich dann in folgendem Verhalten:

  • ausrasten und eine Szene machen
  • gewalttätig werden
  • kontrollieren und spionieren
  • die sofortige Beendigung der Beziehung
  • aus Rache selbst fremd gehen

Die Liste zeigt, dass es sich dabei um Verhaltensweisen handelt, die helfen sollen, das schlechte Gefühl zu überwinden. Wenn man jedoch ganz konsequent durchdenkt, welche Folgen daraus entstehen, würde kein Mensch ernsthaft darüber nachdenken, eifersüchtig zu handeln. Denn unterm Strich wird Eifersucht zu einer Belastung für beide.

 

Der Sinn der Eifersucht

Nichtsdestotrotz ist Eifersucht ein Gefühl, das die allermeisten Menschen kennen. Denn in neurowissenschaftlichen Studien hat sich gezeigt, dass die meisten Menschen auf neuronaler Ebene eifersüchtig reagieren, wenn der Verlust des Partners droht. Ob die Personen diesen Stoffwechselvorgang als Eifersucht erlebt haben, stand dabei auf einem anderen Blatt.

 

Aus diesen Studien lässt sich jedoch ableiten, dass Eifersucht zutiefst menschlich ist - und zutiefst egoistisch. Denn Eifersucht ist ein Alarmsignal, das uns in den Kampfmodus schaltet, unsere Ressourcen zu verteidigen. Deshalb sind Geschwister eifersüchtig aufeinander, weil sie um die "Ressource" der Liebe und Zuneigung der Eltern buhlen und deshalb sind wir eifersüchtig, wenn unsere Partner eine andere Person mehr in den Mittelpunkt stellen. Eifersucht versucht, den Status Quo und unser Überleben zu sichern.

 

Sie hat also nichts mit Liebe zu tun.

 

Wie entsteht Eifersucht?

Eifersucht ist in ihrer Entstehung ein bisschen mit Scham zu vergleichen: Jeder kennt das Gefühl, aber worauf wir eifersüchtig oder schamvoll reagieren, das ist in hohem Maß gelernt und hat demzufolge viel mit uns selbst zu tun.

 

Eifersucht entsteht oft in Verbindung mit Erwartungen, die darauf abzielen, die Beziehung zu erhalten. Eine ganz gängige Erwartung ist die sexuelle Treue. Denn wir erhoffen uns, dass unsere Partner bei uns bleiben, wenn sie nicht mit anderen Menschen schlafen. 

 

Doch es ist nicht nur die Erwartung der sexuellen Treue, die Eifersucht hervorruft. Oft sind es Kleinigkeiten, die erwartet werden und deren Nicht-Erfüllung zu Eifersucht führen können. Beispielsweise weil einer von zweien

  • lieber eine halbe Stunde am Computer zockt als den Haushalt zu machen,
  • lieber eine Stunde mit dem/der Freund/in joggen geht als Essen zu kochen,
  • lieber sich selbst in 10 Minuten einen Orgasmus verschafft als sich 30 Minuten mit dem geliebten Menschen zu vergnügen.

Halten wir also fest: Eifersucht ist eine Emotion, die uns dazu bringt, unsere Ressourcen zu verteidigen, die wir nicht verlieren wollen. Und wir haben Erwartungen an unsere Partner, deren Erfüllung für uns Zeichen der Zuneigung sind. Werden die Erwartungen nicht erfüllt, reagieren wir verunsichert - in manchen Fällen eifersüchtig.

 

Wie kann ich mit Eifersucht umgehen?

Die große Frage ist also, wie man mit Eifersucht umgehen kann, wenn man sie hat.

 

Man könnte es grob mit zwei Schritten erklären:

1. Übernehme Verantwortung für deine Eifersucht. 

2. Lerne, dich selbst zu akzeptieren.

 

Was meine ich damit?

 

Eifersucht überkommt einen in den meisten Fällen nicht einfach. Sie ist ein Zeichen der eigenen Unsicherheit und manchmal sogar ein Symptom, wenn man den anderen zu stark zum eigenen Lebensmittelpunkt macht oder wenn man sich faktisch abhängig gemacht hat. Deshalb schlüssle ich im Folgenden noch ein paar Unterpunkte auf, die du für dich tun kannst. 


1. Realitätscheck

Wenn du merkst, dass du eifersüchtig bist, dann frag dich selbst, ob es Tatsachen gibt, die deine eifersüchtigen Gedanken unterstützen. Hast du beispielsweise das Gefühl, dein/e Partner/in kommt immer später nach Hause, dann prüfe, ob das wirklich so ist. Sollte das der Fall sein, sprich deine/n Partner/in darauf an, dass dir das aufgefallen ist und ob er/sie zur Zeit mehr zu arbeiten hat. Du kannst auch den WUNSCH äußern, dass du gerne mehr gemeinsame Zeit am Abend hättest. 

 

In den meisten Fällen hat das veränderte Verhalten nämlich nichts mit einer direkten Konkurrenz zu tun. Oft hat es andere Gründe, die sich klären lassen. 

 

2. Freiräume lassen und dem/der Partner/in vertrauen

Auch wenn es schwer fällt, vertraue deiner/m Partner/in. Spioniere und kontrolliere nicht, denn das untergräbt dein Gefühl zu deinem Lieblingsmenschen und vergiftet eure Beziehung. 

 

Kontrolle engt deine/n Partner/in ein. Menschen, die sich kontrolliert fühlen, fühlen sich nicht geliebt, sondern beherrscht. Das möchte kein Mensch - auch du nicht. Kontrolle kann sogar Trennungen und Fremdgehen begünstigen, weil niemand auf Dauer ein Leben auf Zehenspitzen und ohne Freiräume leben möchte. Auch wenn du nicht jede Minute des Tags deiner/s Partners/in nachvollziehen kannst, ist das kein Grund zum Argwohn. 

 

3. Konzentriere dich auf dein Leben

Wer sehr eifersüchtig ist, der kreist oft zu sehr in den Gedanken beim anderen. Doch du bist doch auch jemand. Du hast auch ein Leben. Konzentriere dich wieder mehr auf deine Interessen und Ziele. Tu mehr davon, was dich mit Sinn erfüllt. 

 

Das kann am Anfang schwierig sein, doch nach und nach fällt das leichter und du wirst selbst merken, dass dein Leben unbeschwerter und erfüllter ist. Es kann sogar sein, dass sich deine Beziehung dadurch verbessert, weil ihr einander wieder in Gesprächen begegnen könnt. Denn dann hast du wieder viel zu berichten, was dich wieder zu einer/m interessanten Gesprächspartner/in macht. 

 

4. Verurteile dich nicht für deine Fehler

Oft entsteht Eifersucht, weil wir uns unserer Qualitäten als Partner/innen nicht klar sind und weil wir Fehler haben. Menschen, die diese Fehler nicht haben, können Eifersucht in uns auslösen. Mit Fehlern meine ich alles, was du an dir als "nicht so toll" betrachtest. Das kann der Hang zum Nörgeln, aber auch der vermeintlich unperfekte Körper sein. 

 

Wenn du eifersüchtig bist, schau auf die Dinge, die du in eine Beziehung einbringst. Denn es gibt Gründe, wieso dein/e Partner/in mit dir zusammen ist. Das hat mit deinen Vorzügen zu tun. Mach dir diese bewusst. Und akzeptiere, dass du - wie alle anderen Menschen auch - nicht nur Vorzüge hast. Das ist normal. Auch ein/e vermeintlich perfekte/r Frau/Mann hat "Special Effects". 

 

Du kannst dir nur darüber bewusst werden, dass du evtl. gerne andere Eigenschaften hättest und präzisieren, welche das wären. Kannst du sie dir nicht aneignen, hilft dir das Bewusstsein darüber, die Ursache deiner Eifersucht zu erkennen. Wenn nämlich eine andere Person diese Eigenschaften hat, könnte deine Eifersucht allein daher rühren. Und nicht daher, dass dein/e Partner/in die Person so umwerfend findet. 

 

5. Werde dir deiner Erwartungen bewusst und lass sie zu Wünschen werden

Erwartungen erzeugen Druck in dir und in deinem Gegenüber. Gerade, wenn sie nicht erfüllt werden, erzeugen sie in uns selbst negative Emotionen und Unverständnis gegenüber den Handlungen unseres/r Partners/in. Damit werden also alle Handlungen bereits vorgefärbt wahrgenommen.

Erwartungen sind auch nie einseitig. Weshalb sich Paare oft in einen Teufelskreis hinein enttäuschen. 

 

Der daraus entstehende Druck, führt oft nicht zu einer produktiven Lösung der Situation, sondern dazu, dass wir flüchten. Das führt dann dazu, dass Paare einander Dinge verheimlichen, sich anlügen oder mit Trotz reagieren.

Beispiele dafür sind:

  • das heimliche Rauchen
  • die Ausrede mit der langen Arbeit
  • die Ausrede der/des Bekannten (und nicht der/die gute Freund/in)
  • die Affäre, weil man sich eine Auszeit gönnen will.

Kein Mensch ist frei von Erwartungen. Sich ihrer bewusst zu werden, hilft uns, die Taten der anderen weniger persönlich zu nehmen. Denn meistens sind sie das nicht. Wir können sie als Wünsche äußern und wenn der/die andere es möchte, erfüllt er/sie diese gerne. 

 

Nur, wenn wir das Gefühl haben, freiwillig in Beziehung zu sein, sind wir bereit unser Verhalten zu ändern und haben wir Freude am Leben miteinander. 

 

Eifersucht hilft dabei nicht. Sie macht das Leben nur komplizierter.