Offene Gespräche sind für ein gutes Sexleben unerlässlich. Egal ob es dabei um erotische Fantasien geht oder darum, wie man lieber berührt oder gevögelt werden will.
Die Offenheit macht es leichter, das Sexleben wirklich schön zu gestalten. Und dennoch ist es nicht immer so ganz einfach mit einem Feedback umzugehen, wenn es kommt.
In diesem Beitrag geht es darum, wieso es so weh tut, wenn der Partner uns sagt, dass wir etwas anders machen sollen und wie du damit besser umgehen lernen kannst.
Die Suche nach Bestätigung
Das Thema ist viel zu umfangreich. Deshalb komm ich heute ohne Einleitung auf den Punkt.
Wenn wir um Feedback bitten, erhoffen wir nahezu immer, dass es positiv ist. Egal ob es um Sex geht oder um alles andere im Leben. Wir suchen im Prinzip immer Bestätigung für unser Tun.
Werden wir nicht bestätigt, gehen wir davon aus, dass wir etwas falsch gemacht haben oder, im schlimmeren Fall, dass wir selbst falsch sind.
Das ist der erste Punkt, wieso wir mit wohlgemeinten Verbesserungsvorschlägen vom Partner schwer umgehen können.
Sich nah zu sein macht Ablehnung manchmal fast unerträglich
Gerade wenn wir unseren Partner lieben und mit ihm so nah sind, dass wir das - manchmal - intimste teilen, wollen wir nicht hören, dass wir beim nächsten Mal ruhig ein bisschen sanfter/härter/schneller/langsamer usw. sein könnten. Schließlich geben wir uns schon enorme Mühe und wir fanden es (wahrscheinlich) schön.
Doch was macht es so schlimm, dass jemand uns sagt, dass es doch ein bisschen anders besser wäre?
Auf die Frage gibt es viele Antworten, doch im Allgemeinen verbergen sich dahinter folgende Sorgen:
- Angst, dass mich mein Partner nicht mehr liebt.
- Angst, dass mich mein Partner verlässt, weil ich etwas falsch gemacht habe.
- ein Selbstbild, das Fehler als vernichtend definiert
- sexuelle Unsicherheit
Woher kommen diese Ängste?
Auch hier gibt es einige Antworten, die möglich wären. Ich möchte dir aber heute eine Antwort geben, die so ätzend ist, dass es dir gleich hochkommt (ich hoffe nicht).
Diese Ängste kommen daher, dass du mit deinen Eltern schläfst!
(Am liebsten würde ich den Artikel jetzt beenden und dich auf die Fortsetzung warten lassen. Wie in einem guten Krimi. Aber das Drama pack ich jetzt schnell wieder in den Koffer.)
Magst du erwachsen werden?
Natürlich schläfst du nicht mit deinen Eltern (zumindest hoffe ich das). Doch diese Feedbackangst beim Sex hat - neben der sexuellen Unsicherheit - meistens ihren Ursprung in den Erfahrungen mit erwachsenen Bezugspersonen in der Kindheit.
Als Kind sind wir auf diese Erwachsenen auf Gedeih und Verderb angewiesen. Entwickeln wir keine stabile, selbstsichere Persönlichkeit, weil unsere Eltern uns zu wenig oder zu viel von manchen Dingen gaben, oder gar mal zu viel, mal zu wenig, erhalten wir selten die Chance, von alleine da wieder rauszukommen. Das meinten eure Eltern, Erzieher, Lehrer oder Großeltern nicht böse. Sie haben sicherlich das beste getan, was sie konnten. Und trotzdem bleibt da ein Rest Unsicherheit übrig.
Der Partner hat es schwer
Partnerkonstellationen sind immer höchst spannend. Denn in unserem Kulturkreis kommen wir als Erwachsene einer anderen erwachsenen Person in der Regel nie so nahe wie dem Partner.
Die ersten Personen, die uns so nahe standen, von denen wir gelernt haben, wie wir reagieren müssen, um uns die Liebe zu sichern, die wir zum Überleben brauch(t)en, waren die Eltern.
Und in der Zwischenzeit haben wir nicht in diesem Ausmaß die Chance, neue Regeln zu lernen. Das heißt, wir sind in so tiefen emotionalen Beziehungen, in denen wir uns beschützt fühlen wollen, immer noch auf dem Lernstand eines Kindes (wenn wir uns da noch nicht weiter frei gemacht haben).
So geht es dem Partner übrigens auch.
Wie komm ich da nur raus?
Zugegeben, das braucht seine Zeit. Doch ein erster Schritt ist es immer, wenn man sich bewusst macht, dass die Welt nicht davon untergeht, wenn der Partner Feedback zum Sex gibt.
Außerdem kennst du auch deine Position. Du fändest es vielleicht manchmal auch besser, wenn es anders wäre? Ist doch nichts dabei. Du liebst ihn/sie trotzdem noch, oder?
Mach dir klar, dass du nicht alles wissen kannst. Du weißt auch nicht, wie sich was für ihn/sie anfühlt. Er/sie weiß das von dir auch nicht! Deswegen ist es für dich leichter, wenn du die Haltung einnimmst, dass du durch das Feedback lernen kannst (und besser werden ;-) ).
Wenn dir sein/ihr Ton dabei nicht passt, dann kannst du das im Übrigen an ihn/sie zurückmelden. Das ist völlig klar.
Wichtig ist trotzdem, dass ihr beide nur immer besser miteinander sexuell harmoniert, wenn ihr auch miteinander darüber redet, was euch weiter bringt.
Bis bald und viel Freude beim Üben!
Claudia
P.S.: Falls du dich endlich ganz von der Feedbackangst befreien willst, vereinbare ein kostenloses 15-minütiges Kennenlerngespräch und wir schauen, wie du davon frei wirst!